Immobiliendigitalisierung – Ist Ihr Unternehmen schon digital?
Immobiliendigitalisierung im Überblick
Digitale Transformation: Beschreibt den fortlaufenden, in digitalen Technologien begründeten Veränderungsprozess, der in wirtschaftlicher Hinsicht speziell Unternehmen betrifft. Im engeren Sinne wird als digitale Transformation häufig der durch digitale Technologien oder darauf beruhenden Kundenerwartungen ausgelöste Veränderungsprozess innerhalb eines Unternehmens bezeichnet. Beispiel: Jedes Unternehmen, das Software nutzt, ist grundsätzlich davon betroffen.
Vielleicht fragen Sie sich, ob Sie jetzt nicht auch mit der Digitalisierung Ihres Unternehmens beginnen sollen? Die Antwort ist, Sie sind bereits mitten drin, ob Sie wollen oder nicht und ob Ihnen der Umfang und die Geschwindigkeit bewusst ist oder nicht. Die Digitale Evolution in der Immobilienbranche ist in vollem Gange. Grossteils bereits durch disruptive Technologien, also Innovationen, welche bestehende Technologien, vollständig ablösen. Ab wann kann eine Immobilienfirma von sich behaupten digital zu sein? In welche der vier Gruppen teilen Sie sich ein?
Gruppe 1 «Analog mit digitaler Oberflächenpolitur»: Sie kommunizieren per E-Mail, scannen Mietverträge als PDF, nutzen eine Mobile-App mit welcher Mieter dem Hauswart melden können, dass eine Glühbirne defekt ist, uns sie versenden grössere Dateien via Cloud. Bei dieser Gruppe wäre es vermutlich nicht angemessen, sich als digitales Immobilienunternehmen auf der Firmenwebsite zu positionieren.
Gruppe 2 «Auf gutem Weg in die richtige Richtung»: Sie bearbeiten das Thema aktiv, informieren sich über Referate, Fachzeitschriften und im Austausch mit Berufskollegen regelmässig. Der Verwaltungsrat ist sensibilisiert und
Gruppe 3 «Aktiv und Ambitioniert»: Kernprozesse sind weitgehend digital. Rechnungen, Briefe werden durch ein Scancenter eingelesen und automatisiert an die Empfänger verteilt. Dokumente werden digital unterzeichnet.
Gruppe 4 «Total Digital»: Ihre Haupt- und Supportprozesse sind komplett digitalisiert.
Wo steht die Digitalisierung der Schweizer Immobilienfirmen?
Karl Frank Meinzer, Assiciate Partner und Beatrice Stadler Manager EY Real Estate Schweiz [2019] führten eine Umfrage zu dem Thema durch, hier einige Erkenntnisse, Zit: Nur rund 6 % der befragten Firmen setzen mit einem Chief Digital Officer (CDO) auf eine eigens für die Digitalisierung geschaffene Rolle. Bei mehr als 40 % ist die Geschäftsleitung für das Thema zuständig. Für 71 % der Befragten mittelfristig (in den nächsten 5 Jahren) die Vernetzung von Produkten und Leistungen auf integrativen Plattformen eine wesentliche Rolle. Als besonders relevante Trends sehen die Umfrageteilnehmer die Datenstrukturierung (92 %), mobile Arbeitsgeräte (92 %), Data Mining (83 %) Cloud-Technologie (83 %) und Building Information Modelling (82 %). Fast alle Befragten beabsichtigen, innerhalb von 5 Jahren mobile Arbeitsgeräte einzusetzen (85 %). Der Einsatz von Cloud-Dienstleistungen und digitalen Ökosystemen ist bei etwas mehr als als der Hälfte der Umfrageteilnehmer geplant. Viele der Befragten sehen eine Steigerung der Effizienz als grossen Vorteil der Digitalisierung. Rund die Hälfte der Befragten gibt an, dass mit digitalen Technologien aktuell bereits eine Effizienzsteigerung erreicht werden konnte und ganze 83 % gehen davon aus, dass dies in den nächsten 5 Jahren der Fall sein wird.
Einzug von Digitalisierung in der Immobilienbranche
Bei den nachfolgen aufgeführten Bereichen hat die Digitalisierung bereits grossen Einfluss gewonnen, in den Klammern stehen jeweils Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Allgemeine Büroarbeiten (Briefe schreiben, Drucken, Kopieren, Tabellenkalkulationen), Marketing (Unternehmenswebsite, Social Media etc.), Finanz- und Rechnungswesen (digitale Buchrührung, Lohnabrechnungen), Vermarktung (Projektwebsites, Videos, digitaler Bewerbungsprozess, virtuelle Rundgänge, Social Media Marketing), Bewirtschaftung (Führen von Mietobjekten in der Bewirtschaftungs-Software, Heiz- und Nebenkostenabrechnungen), Portfoliomanagement (Aggregierung von Objektdaten, durchspielen von Szenarien), Immobilienbewertung (Preisfindung, Anwendung von hedonischen Bewertungsmethoden), Verwaltung (Online Grundbuchauszüge, Gebäuderversicherungspolicen), Geografische Daten Systeme (GIS), Finanzierung (Marktplattformen, Vergleichsportale, Rechner), Kommunikation (E-Mail, Onlinekonferenzen, digitale Telefonie (VOIP), Präsentationen am Beamer, Notebook, Flatscreen) Beschleunigung von Prozessen, Nachhaltigkeit (Dekarbonisierung, CO2 Absenkpfad, Wandel in den Köpfen der Mieter durch Verwendung von Smartmetering).
Kosten der Digitalisierung Ihres Unternehmens
Der Digitalisierungsprozess ist ausgesprochen kostenintensiv. Die Ziele und Etappen sollten klar formuliert, mit dem Verwaltungsrat abgestimmt und mit Budgets versehen werden. Der Digitalisierungsprozess ist iterativ* Umweltfaktoren zwingen Sie sehr wahrscheinlich mitten im Prozess ein «Pferd» wechseln zu müssen und Geld abzuschreiben. Die kurze Halbwertszeit von digitalen Lösungen ist enorm kurz. Lösungen bei denen die Kosten aus dem Ruder laufen und der Nutzen hinterher hinkt, sollten permanent hinterfragt und wenn möglich und nötig substituiert werden. Was sicher Kosten spart, ist es, auf Lösungen zu setzen, die sich bereits bewährt haben, womöglich lohnt es sich, ein paar Monate abzuwarten und die Anderen die Fehler machen zu lassen.
Wieviel Digitalisierung ist noch verhältnismässig?
Die wichtigsten Branchen gemäss Bundesamt für Statistik & Credit Suisse Economic Research sind der Grosshandel (2008 waren fast 14% der Beschäftigten des 2. und 3. Sektors im Grosshandel tätig), die Informatik sowie die Nahrungsmittelindustrie. Insbesondere die Anwesenheit des Grosshandels zeigt, dass die verkehrstechnische Anbindung gut ist.
5G und seine Rolle in der Digitalisierung der Immobilienbranche
5G steht für die fünfte Generation des Mobilfunkstandard. 5G hat weniger Reichweite als die Vorgängerversionen, daher müssen die Funkzellen engmaschiger ausgebaut werden. Übertragungsgeschwindigkeit beträgt bis zu 10 Gbit pro Sekunde. Die Latenzzeit beträgt lediglich ca. einer Millisekunde bis wenigen Millisekunden, was faktisch einer Echtzeitübertragung entspricht, was bspw. für selbst fahrende Autos unverzichtbar ist. Das Frequenzspektrum bei 5G umfasst zwei Bereiche, im unteren Bereich die Frequenzen zwischen 600 MHz und 6 GHz und im oberen Bereich beginnt er von 24 GHz bis 40 GHz. Eine Erweiterung bis 60 oder 80 GHz ist in Zukunft möglich und geplant. Funkwellen bei bspw. 28 GHz einfache Hindernisse wie Wände oder Bäume nicht durchdringen.
SWOT-Analyse
Stärken: Effizienzsteigerung, Kostenminderung, Komfortsteigerung, Konzentration auf das Kerngeschäft, Multitasking, Prozessoptimierung,
Schwächen: Menschliche Intuition und Kundennähe verlieren an Gewicht, bspw. bei automatischer Mieterauswahl ohne das persönliche Einholen einer Referenzauskunft durch die Bewirtschaftung.
Chancen: Rationalisierung, Erschliessung neuer Märkte, Entstehung neuer Dienstleistungen und Produkte, Verminderung CO2-Ausstoss, Entlastung der Stadtzentren durch mobile Working und Homeoffice, Verbesserung von Team-Work, Verbesserung der Kommunikation (Erreichbarkeit, Mehrsprachigkeit, Mobilität). Das Schaffen einer Kreislaufwirtschaft (vgl. Risiken/Rohstoffe), von einem Computer werden heute nur gerade 2% recycelt.
Risiken: Sicherheitsrisiken, enormer Energieverbrauch (bspw. Streaming Services wie Netflix, YouTube. 80% des Datenstromes werden bereits heute nur für Streaming verwendet). Informations- und Kommunikationstechnologie verbrauchen bereits ca. 15 Prozent der globalen Gesamtenergie. Unbekannter Einfluss auf die Gesundheit und das Stressempfinden der Menschen, sehr hoher Bedarf an Rohstoffen (Gold, Zinn, Wolfram, Lithium, Nickel, Zink, Aluminium, Indium, Tantal, Eisen, Kupfer, Kobalt, Gallium).
Fazit und Empfehlungen
1. Haben Sie eine klare Vision und Strategie!
Bilden Sie eine Kerngruppe, die regelmässig tagt und sich aktiv im Markt informiert
2. Setzen Sie heute um bzw. stellen Sie heute sicher!
Eine saubere Basis an Hardware (Arbeitsstationen, Server, Telefone, mobile Arbeitsstationen, Präsentationstechnik, Kommunikationstechnik)
Solide und aktuelle Software (aktualisierte Windows 10 Version, Finanz- und Rechnungswesen, Bewirtschaftungssoftware, E-Mail, Datenspeicher, Telefonie, Präsentationstechnik)
Leistungsfähige, redundanter Internetanschluss (Glasfaser, Kupfer, G4/G5)
Aktuelle Sicherheitstechnik (Soft- und Hardware) die extern und unabhängig betrieben wird und regelmässige Mitarbeiterschulung in Bezug Cyberangriffe
3. Seien Sie bereit oder setzen Sie in 3–5 Jahren um!
Document Management System (DMS) mit welchem Ihre Rechnungen, Briefe, Memos oder Mieterdossiers eingelesen werden
Setzen Sie sich mit dem Thema OCR (optical character recognition) auseinander und testen Sie diese aktiv
Überlegen Sie, wie Sie ca. 1/3 Ihrer Belegschaft mobil bzw. aus dem Homeoffice arbeiten kann
stellen einen Verantwortlichen für Digitalisierung, der Information sammelt, aufbereitet und sich aktiv mit dem Markt austauscht
4. Lesen Sie sich ein in die Themen
Cloud-Computing, Streaming Services, ePayment, Socialmedia, Mobile Working, connected Cars, smart Buildings Plattformen und Portale, Location Based Services, Building Information Modeling, Internet der Dinge und Smart Metering
Infobox
Quellen: Im Text erwähnt
Verfasser: Jan Baumgartner
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